Hallo zusammen,
erstmal vielen Dank fuer alle Beitraege. Leider fehlt mir die Zeit,
auf jeden einzeln einzugehen. Hatte zwischendurch auch noch
Hardware-Probleme (Festplatte wurde urploetzlich nicht mehr erkannt),
so dass ich erst jetzt antworten kann.
Das Torasemid absetzen werde ich auf eigene Faust selbstverstaendlich
nicht tun. Die ersten 5 Tage musste ich es 2-2-0 einnehmen, seit
Sonntag bis morgen nur noch 2-0-0, und ab uebermorgen dann nur noch
1-0-0. Schon jetzt ist abzusehen, dass sich meine BZ-Werte langsam
wieder normalisieren. Allerdings tropft es jetzt auch wieder staerker
aus meinen Beinen heraus, aber das ist ein anderen Problem, das ich
mit meinem Doc zu besprechen habe, sobald der wieder aus seinem Urlaub
zurueck ist. Notfalls auch mit seinem Vertreter.
Manche von Euch haben - zu Recht - bemaengelt, dass ich mit einigen
Infos gespart hatte. Ich hatte gedacht, da ich mich ohnehin kurz
vorher erst hier nochmal vorgestellt hatte, koennte ich darauf
verzichten. Aber ich reiche die Infos auch gerne nach, das ist kein
Problem:
Ich bin Typ 2, und mein Hausarzt ist sowohl Internist als auch
Diabetologe DDG, zZt leider im Urlaub, und wo der naechste Diabetologe
zu finden ist, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Meine D-Info
2005 gibt da eher unbrauchbare Infos raus.
Die drei Vertreter meines Hausarztes sind allesamt "nur" Internisten,
zwei von ihnen kurioserweise ebenfalls in Urlaub und geben auf der
Bandansage ihrer Anrufbeantworter wiederum meinen sich im Urlaub
befindenden Hausarzt als ihren Vertreter an (miese Organisation!
:-(( ).
Der verbleibende Arzt ist fuer mich leider nur sehr schwer zu
erreichen, er praktiziert im Nachbardorf, ich bin gehbehindert und
habe weder Auto noch Fuehrerschein, und mit dem Torasemid intus, wegen
dem ich alle paar Minuten pissen muss, kann ich kaum aus dem Haus,
geschweige denn, mich auf den OEPNV einlassen. Busse haben nun mal
kein Klo, und laenger als ein, zwei Minuten, wenn der Blasendruck dann
da ist, laesst sich da leider nix verhalten, dem Torasemid sei Dank.
Ich habe also die Wahl zwischen telefonischer Behandlung oder beim
Arzt mit vollgepisster Hose ankommen. Wehe, es lacht jetzt jemand. ;-(
Meine Frau hat zwar ein Auto, aber sie muss arbeiten und Ueberstunden
machen und kann sich wegen mir nicht andauernd frei nehmen.
Die Insulin-Dosis einfach so zu erhoehen, das faellt mir schwer, da
mir ein auf Essstoerungen und Diabetes spezialisierter Psychotherapeut
gesagt hat, wenn ich das tue, dann betreibe ich Insulin-Mast und werde
durch Herzinfarkt daran sterben. Da mein Herz durch mein horrendes
Uebergewicht (schon nicht mehr wiegbar, weil meines Arztes Waage nur
bis 150 kg geht) geschwaecht sei, stuende bei mir alles spitz auf
Knopf. Ich sehe mich also in der Abwaegung, zwischen jetzt einen
Herzinfarkt zu verhindern und dafuer hohe BZ-Werte mit allen spaeteren
Konsequenzen in Kauf zu nehmen oder es darauf ankommen zu lassen, auf
eine schnelle Erstversorgung zu hoffen, dafuer aber beste BZ-Werte
vorweisen zu koennen.
Mein DM (Typ 2) ist erst seit Dezember 2004 bekannt. Ich bin, trotz
einer Schulung durch eine angestellte Diaetassistentin in der Praxis
meines Hausarztes, immer noch ein Frischling in Sachen Diabetes,
experimentiere noch sehr viel herum, weiss nichts Genaues und fuehle
mich insgesamt sehr unsicher, und wenn dann extremere BZ-Schwankungen
geschehen und mein Doc nicht erreichbar ist, dann kriege ich eine
mittelschwere Krise, in der ich mich halb verrueckt mache.
Ja, und das ist dann die Situation, in der ich mich anderweitig
orientieren muss und dann schon auch mal in einer Newsgroup nach
aehnlichen Erfahrungen frage. Dass ich hier keine fuer mich gueltige
aerztliche Behandlungsanweisung bekommen kann, ist mir
selbstverstaendlich klar. Aber meine Hoffnung ist halt immer, doch auf
jemanden zu stossen, der aehnliches erlebt hat und mir das eine oder
andere erzaehlen kann, was bei ihm geholfen hat. Das muss dann zwar
nicht zwangsweise auch mir helfen, aber es ist schon mal ein kleiner
Anhaltspunkt oder vielleicht auch ein kleiner Trost, zu wissen, hey,
ich stehe mit meinem Problem doch nicht so voellig alleine da, da
gibt's auch noch andere, die hin und wieder ganz schoen am Rudern
sind.
Nach meinen Werten wurde gefragt. Die sind jeden Tag anders. Ich
spritze mich auch nicht einheitlich. Da mein Doc gesagt hat, ein
gesunder Mensch habe einen BZ-Wert von 60 bis 80 mg/dl und ich schon
in ordentliche Hypos hineingeraten bin, wenn ich bei Werten nahe 60
gespritzt habe, unterlasse ich das Spritzen einfach, wenn meine Werte
zwischen 60 und 80 sind. Das kann mal mittags sein, mal abends. Das
haengt von verschiedenen Faktoren ab, die ich gar nicht alle
aufzaehlen kann. Und es kommt auch nicht taeglich vor.
Meine Morgenwerte vor dem Fruehstueck habe ich noch nie dauerhaft
unter 110 gehabt. Seit Dezember 2004 vielleicht erst 5mal oder so, das
ist dann jedes Mal wie ein Sechser im Lotto, ein Zufall, den ich noch
nicht ergruenden konnte. Ansonsten habe ich vor dem Fruehstueck (das
an Wochenenden schon mal mehrere Stunden spaeter sein kann) BZ-Werte
zwischen 111 und 129 mg/dl, mit der letzte Woche gehabten hoeheren
Torasemid-Dosierung lagen sie immer ueber 130 mg/dl, nach dem
Fruehstueck dann bei bis zu 193 mg/dl (normal waere max. 168 mg/dl).
Spritzen tue ich auch jeden Tag anders, das heisst, morgens (an
Werktagen zwischen 7 Uhr und 7:40 Uhr, an Sa/So/Fei zwischen 8 Uhr und
11 Uhr - jeweils mit 15 bis 25 Minuten Spritz-Ess-Abstand) immer 90 IE
Actrapid zum Fruehstueck. Da habe ich schon versucht, mit weniger IE
auszukommen, aber dann schiessen meine BZ-Werte nach dem Fruehstueck
auf ueber 200 mg/dl, also bin ich wieder zu meinen 90 Einheiten
zurueckgekehrt und habe zusaetzlich zum Fruehstueck ein paar Scheiben
Brot weggelassen.
Mittags (an Werktagen zwischen 11:30 Uhr und 15 Uhr, an Sa/So/Fei
zwischen 15:30 und 18:30 Uhr - mit einem SEA von der Dauer einer
Zigarettenlaenge) spritze ich zwischen 12 IE und 20 IE Actrapid, je
nach dem, ob ich belegte Brote und Joghurt esse oder was Warmes. Sind
Kohlenhydratbomben dabei und zum Nachtisch vielleicht noch ein
Mars-Riegel oder zwei, dann spritze ich uU auch schon mal 30
Einheiten. Wenn ich vor dem Mittagessen einen BZ-Wert zwischen 60 und
80 habe, spritze ich gar nicht (ich erwaehnte das schon weiter oben).
Zum Abendessen (an Werktagen zwischen 18:30 Uhr und 20 Uhr, an
Sa/So/Fei zwischen 20 Uhr und 23 Uhr - entweder mit keinem oder mit
einem SEA ebenfalls von der Dauer einer Zigarettenlaenge) spritze ich
aehnlich wie zum Mittagessen. Es kommt halt darauf an, was es gibt,
und je suesser oder je kohlenhydratreicher das Essen ist, um so mehr
spritze ich mir, je niedriger der BZ-Wert, desto weniger bzw. gar
nichts spritze ich dann.
Und nachts haue ich mir dann zwischen 23:30 Uhr und 1:30 Uhr 110
Einheiten Protaphane ins rechte Bein. Spritze ich mehr Einheiten oder
von der Uhrzeit her spaeter, dann ist eine Hypo vorprogrammiert. Keine
Ahnung, warum, aber es ist so. Spritze ich frueher als 23:30 Uhr, dann
ist die Protaphane-Wirkung schon nachts um 3 Uhr vorbei, und meine
vorfruehstuecklichen BZ-Werte in schwindelerregenden Hoehen (ab 180
mg/dl aufwaerts). Und wenn wir mitten in der Nacht nach 1:30 Uhr von
einer Ausflugsfahrt nach Hause kommen, dann lasse ich die
Nachtspritzerei auch schon mal ausfallen, das macht kurioser Weise
nicht all zu viel aus, die BZ-Werte bleiben innerhalb des Ueblichen.
In der Folgenacht spritze ich mich dann aber auf jeden Fall wieder.
So, das war jetzt ziemlich ausfuehrlich, und ich hoffe, ich konnte
jede offene Frage beantworten. Wenn nicht, dann fragt mich einfach,
aber es kann sein, dass ich nicht gleich zurueckantworten kann, dass
meine Antwort ein paar Tage auf sich warten laesst, denn Diabetes
mellitus ist nur _eines_ meiner zahlreichen gesundheitlichen Probleme,
und ein Privatleben habe ich auch noch. ;-)
Vielen Dank an jeden, der mit dem Lesen bis hierhin durchgehalten hat!
:-)
Gruss,
Johannes Sempert
PS: Und streitet nicht wieder so! ;-)